Massives Sicherheitsleck: Ausschreibungen und Baupläne russischer Atomanlagen öffentlich einsehbar

Russland modernisiert derzeit sein Nuklearprogramm, darunter unterirdische Raketensilos und die dazugehörige Infrastruktur. Jetzt sind Baupläne, technische Zeichnungen, Ausstattungslisten und andere sensible Daten in öffentlich einsehbaren Ausschreibungen aufgetaucht.
Journalistinnen und Journalisten von Danwatch und Der Spiegel analysierten über zwei Millionen Dokumente aus einer Ausschreibungsdatenbank und stießen dabei auf detaillierte Pläne geheimer russischer Nuklearanlagen. Neben den sicherheitsrelevanten Problemen zeigt die Recherche auch, dass deutsche Unternehmen indirekt an der Modernisierung beteiligt sind.
Laut der exklusiven Berichterstattung von Der Spiegel verraten die Ausschreibungen einige der geheimsten Bauprojekte der Welt.
„Die Dokumente enthalten Grundrisse und Details der Einrichtung. Sie beschreiben außerdem, welches Material für den Bau benötigt wird und von wem es geliefert werden soll“, heißt es in dem Bericht.
Der deutsche Baustoffkonzern Knauf und zahlreiche weitere europäische Unternehmen sollen die Modernisierung indirekt über kleinere örtliche Firmen und Tochtergesellschaften unterstützt haben.
Knauf verurteilte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und kündigte 2024 an, sich aus dem Russland-Geschäft zurückzuziehen. Gegenüber dem Spiegel erklärte das Unternehmen, man handle ausschließlich mit unabhängigen Händlern und habe keinen Einfluss darauf, wer die Materialien letztlich in Russland verwende.
Die aktuellen Recherchen deuten allerdings an, dass Knauf weiterhin "die volle Kontrolle über seine russischen Tochterfirmen behält", schreibt Der Spiegel.
Danwatch berichtet gemeinsam mit dem Spiegel, dass „Hunderte detaillierte Baupläne“ russischer Nuklearanlagen über öffentliche Datenbanken zugänglich seien und diese dadurch angreifbar machten.
Die Reporter sprechen von einem „Leck, das selbst die innersten Bereiche der russischen Nuklearinfrastruktur offenlegt.“
„Das ist absolut beispiellos.“
Die Journalisten nutzten Proxy-Server in Russland, Kasachstan und Belarus, um Netzsperren zu umgehen und Zugang zu den Dokumenten zu erhalten. Der Bericht enthält umfangreiches Multimedia-Material, das die innere Struktur von Bunkern und Raketensilos im Detail zeigt.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bereits im März 2018 eine umfassende Modernisierung des nuklearen Arsenals angekündigt.
Die geleakten Dokumente – einige davon stammen aus dem Sommer 2024, belegen den Bau zahlreicher neuer Anlagen im gesamten russischen Staatsgebiet.
„Ganze Stützpunkte wurden nahezu dem Erdboden gleichgemacht und komplett neu aufgebaut. Hunderte neue Kasernen, Wachtürme, Kontrollzentren und Lagerhallen wurden errichtet, mehrere Kilometer unterirdischer Tunnel ausgehoben“, schreiben die dänischen Journalisten.
Der Bericht enthält detaillierte Beschreibungen der Sicherheitssysteme russischer Atomstützpunkte, darunter mehrstufige elektrische Zäune, seismische und radioaktive Sensoren, explosionssichere Türen und mehr.
Russlands Raketenprogramm bildet mit rund 900 aktiven Sprengköpfen das Rückgrat der nuklearen Abschreckung des Landes.
Wie Danwatch berichtet, ist es möglich, auf Basis der geleakten Informationen, die Gebiete exakt zu identifizieren, von denen aus Russland ballistische Langstreckenraketen starten könnte. Diese Daten enthalten auch Informationen über die größten Atomsprengköpfe der Welt, entwickelt um ganze Städte zu vernichten.
Ukrainische Medien spekulieren, dass das Datenleck Russland zwingen könnte, Teile der nuklearen Infrastruktur vollständig neu aufzubauen, mit möglichen Mehrkosten in Milliardenhöhe.
🔥Unbelievable: Leak of 2 Million Secret Documents Exposes Russia’s Nuclear Bases
undefined NEXTA (@nexta_tv) May 28, 2025
European journalists from Danwatch and Der Spiegel have obtained access to a massive trove of 2 million documentsdetailing Russia’s strategic nuclear facilities. Among them are detailed blueprints… pic.twitter.com/tRQwSaxO7w
Den Berichten nach sind die russischen Ausschreibungsdokumente einschließlich der sensiblen Daten weiterhin öffentlich einsehbar.