Altersbeschränkungen auf Social Media: Eine umfassende Liste

Während soziale Netzwerke ihre Reichweite weiter ausbauen, wächst die Sorge von Eltern und staatlichen Institutionen. Doch trotz aller Bemühungen, die Tech-Giganten zu zügeln, zeigen offizielle Regelungen bisher wenig Wirkung.
Seit dem Durchbruch der sozialen Medien in den 2000er-Jahren erweitert sich die Altersspanne der Nutzer stetig, trotz freiwilliger Beschränkungen der Betreiber wie auch neuen gesetzlichen Vorgaben.
Laut einer Umfrage von Common Sense Media aus dem Jahr 2021 haben 38 % der 8- bis 12-Jährigen bereits soziale Medien genutzt. Das ist ein Anstieg von 31 % seit 2019.
Selbstauferlegte Altersbeschränkungen der Netzwerke
Werfen wir einen Blick auf die offiziellen Altersvorgaben der beliebtesten sozialen Netzwerke in Deutschland gemäß ihren Nutzungsbedingungen.
Social network | Minimum age | Notes |
13 Jahre | Inhalte ab 14 bzw. 18 Jahren eingeschränkt, Altersverifikation durch Ausweis-Upload möglich | |
13 Jahre | Altersangabe durch Eingabe des Geburtsdatums | |
YouTube | 13 Jahre | Inhalte ab 18 eingeschränkt, Altersverifikation möglich – in der EU, dem EWR, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und Australien ggf. per Ausweis oder Kreditkarte |
13 Jahre | Altersangabe durch Eingabe des Geburtsdatums | |
13 Jahre | Altersverifikation ab 18 durch Ausweis-Upload, Selfie-Video oder Bestätigung durch gemeinsame Freunde | |
TikTok | 13 Jahre | Altersverifikation durch Gesichtserkennung eines Drittanbieters oder Selfie mit Ausweis |
Telegram | 16 Jahre | Keine Altersverifikation für Inhalte ab 18 |
Snapchat | 13 Jahre | Altersangabe durch Eingabe des Geburtsdatums |
X | 13 Jahre | Altersangabe durch Eingabe des Geburtsdatums, Verifikation per Ausweis für Premium-Nutzer („Verifiziert“-Status) |
13 Jahre | Altersangabe durch Geburtsdatum, Änderung auf 18+ erfordert Ausweis oder Geburtsurkunde | |
13 Jahre | Keine Altersverifikation für Inhalte ab 18 | |
16 Jahre | Altersverifikation optional | |
Discord | 13 Jahre | Altersangabe durch Eingabe des Geburtsdatums |
Twitch | 13 Jahre | Altersangabe durch Geburtsdatum, Änderung nur mit Ausweis oder Geburtsurkunde möglich |
Die überwiegende Mehrheit der sozialen Netzwerke setzt ein Mindestalter von 13 Jahren voraus. Einzige Ausnahmen mit einem Mindestalter von 16 Jahren sind Telegram und LinkedIn. Grundsätzlich benötigen Jugendliche in Deutschland bis zum Alter von 16 Jahren immer die Zustimmung ihrer Eltern. In der Praxis ist das Alter allerdings oft kaum überprüfbar.
Plattformen wie X, WhatsApp, WeChat oder Snapchat verlassen sich lediglich auf die Eingabe des Geburtsdatums. Auf Reddit reicht ein Klick, um Inhalte ab 18 Jahren zu sehen. Genau hier kommen dann staatliche Stellen ins Spiel.
Staatliche Maßnahmen
Weltweit mehren sich politische Initiativen, um das Mindestalter für soziale Netzwerke anzuheben oder bestimmte Funktionen einzuschränken. Auch in Deutschland und der EU gibt es entsprechende Bestrebungen, allerdings unter anderen Vorzeichen und Regelwerken.
Digital Services Act (DSA)
Der Digital Services Act ist seit Februar 2024 vollständig in Kraft. Er verpflichtet große Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube dazu, Minderjährige besser zu schützen.
Konkret heißt das: Plattformen müssen Risiken wie Suchtverhalten, Manipulation oder gefährliche Inhalte aktiv eindämmen, zum Beispiel durch angepasste Algorithmen, altersgerechte Voreinstellungen, stärkeren Datenschutz und transparente Empfehlungen.
Zudem ist personalisierte Werbung für unter 18-Jährige untersagt. Eltern sollen außerdem mehr Kontrolle über die Online-Aktivitäten ihrer Kinder erhalten. Allerdings ohne vollständigen Zugriff oder Überwachung.
Trotz dieser Vorgaben gibt es Kritik: Die Umsetzung sei oft lückenhaft, Altersverifikationen leicht zu umgehen und die Definition „schädlicher Inhalte“ zu ungenau.
Jugendschutz und Datenschutz
In Deutschland greifen neben dem DSA auch nationale Regelungen wie der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) und die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Letztere legt fest: Kinder unter 16 dürfen Social-Media-Dienste nur mit Zustimmung der Eltern nutzen, wenn personenbezogene Daten verarbeitet werden.
Darüber hinaus verlangt der JMStV, dass Plattformen entwicklungsbeeinträchtigende Inhalte, etwa zu Selbstverletzung, Essstörungen oder Pornografie – technisch einschränken oder nur zu bestimmten Uhrzeiten zeigen. In der Praxis fehlt dafür oft die technische Umsetzung.
Politische Debatten
In der deutschen Politik wird derzeit diskutiert, ob Plattformen zu verlässlicheren Alterskontrollen verpflichtet werden sollten, etwa durch Ausweisprüfung oder biometrische Verfahren. Gleichzeitig warnen Kritiker vor übermäßiger Überwachung und fordern stattdessen mehr Aufklärung und Medienbildung.
Ob gesetzliche Verschärfungen kommen, ist offen. Klar ist aber: Die Verantwortung der Plattformen wächst, ebenso wie der öffentliche Druck, Kinder und Jugendliche wirksam zu schützen.
Initiativen gegen suchtfördernde Inhalte
Während in den USA mit dem SAFE for Kids Act in New York bereits ein Gesetz beschlossen wurde, das Kindern unter 18 Jahren ohne Zustimmung der Eltern den Zugang zu „suchtähnlichen Feeds“ untersagt, gibt es in Deutschland bislang keine vergleichbare Regelung. Dennoch ist das Thema auch hierzulande in der politischen Diskussion angekommen.
Zunehmend steht die Frage im Raum, wie soziale Netzwerke gestaltet sein dürfen, wenn sie sich gezielt an Minderjährige richten. Besonders algorithmisch kuratierte Inhalte, etwa endlose Reels, Shorts oder TikToks – geraten wegen ihres Suchtpotenzials in die Kritik. Forderungen nach zeitlichen Beschränkungen, einer Entschärfung der Empfehlungssysteme oder Benachrichtigungs-Pausen nehmen zu.
Konkrete Gesetze wie in New York, etwa ein Verbot nächtlicher Push-Mitteilungen ohne elterliche Zustimmung, existieren in Deutschland jedoch bislang nicht. Stattdessen setzt die Politik auf Selbstverpflichtungen der Anbieter – mit begrenztem Erfolg. Klare gesetzliche Regelungen werden von Verbraucherschutzorganisationen zunehmend gefordert.
Auch international gibt es Bewegung: In Australien kündigte Premierminister Anthony Albanese im Herbst 2024 an, ein Mindestalter für soziale Medien einführen zu wollen, irgendwo zwischen 14 und 16 Jahren. Konkrete gesetzliche Schritte stehen jedoch noch aus. Kritiker warnten bereits vor möglichen Ausweichreaktionen von Jugendlichen, die dann unter falscher Identität weitermachen könnten. Ein bekanntes Problem, das auch in Europa ungelöst bleibt.
Wie geht es weiter?
Es wäre falsch zu behaupten, dass große Plattformen nichts zum Schutz Minderjähriger tun. Tatsächlich ist es heute schwieriger geworden, uneingeschränkt auf nicht-jugendfreie Inhalte zuzugreifen. Immer öfter werden Nutzer dazu aufgefordert, Selfies hochzuladen oder Ausweisdokumente zur Altersverifikation bereitzustellen, was das Fälschen des Alters deutlich erschwert.
Trotz dieser Maßnahmen planen Regierungen weltweit, darunter auch in der EU, weitere Verschärfungen. Ob diese rechtlich haltbar und praktisch durchsetzbar sind, bleibt jedoch umstritten, nicht nur bei Jugendlichen selbst, sondern auch unter Juristen, Pädagogen und Website-Betreibern.