Bosch-Chef warnt: “wir regulieren uns zu Tode”. Bremst Europa sich bei KI selbst aus?

Bosch-Chef Stefan Hartung warnt die Europäische Union (EU) davor, den Fortschritt im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) mit überzogener Regulierung auszubremsen.
„Momentan sieht es im globalen Vergleich leider so aus, als ob Europa seine KI-Zukunft mit überzogener Regulierung unnötig verzögern würde“, sagte Hartung auf einer Technikkonferenz in Stuttgart.
Gesetzgeber sollten die Entwicklung von KI nicht überregulieren, sondern sich auf einen Rahmen mit den wichtigsten Eckpunkten beschränken, so der Bosch-Chef.
„Wir regulieren uns zu Tode, weil wir versuchen, gegen den technischen Fortschritt zu regulieren“, betonte er.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters will Bosch, das über die meisten KI-Patente in Europa verfügt, bis Ende 2027 zusätzliche 2,5 Milliarden Euro in die Entwicklung Künstlicher Intelligenz investieren. Das Unternehmen arbeitet unter anderem an KI-Lösungen für autonomes Fahren und effizientere Systeme für die Industrie.
„Diese Mischung aus Bürokratie und strengen, aber unklaren Vorgaben macht den Standort Europa für KI-Unternehmen deutlich weniger attraktiv als andere Weltgegenden“, ergänzte Hartung.
Im August 2024 trat mit dem europäischen AI Act das weltweit erste umfassende Gesetz zur Regulierung Künstlicher Intelligenz in Kraft. Ziel ist es, den Einsatz von KI-Technologie zu begrenzen, um grundlegende Freiheitsrechte wie Datenschutz zu schützen und potenziellen Gefahren wie Diskriminierung oder Ausgrenzung vorzubeugen.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird Künstliche Intelligenz in drei Risikostufen eingeteilt:
- Niedriges Risiko, etwa Chatbots oder Deepfakes
- Hohes Risiko, etwa intelligente Kameras mit Gesichtserkennungssoftware
- Verbotene Anwendungen, darunter Systeme zur Bewertung von Stimmung und Verhalten oder Software zum automatisierten Auslesen persönlicher Daten
Gleichzeitig versucht Europa, die KI-Entwicklung auf dem Kontinent zu beschleunigen.
Im April 2025 startete Brüssel den AI Continent Action Plan, um Europas Innovationskraft im Bereich Künstliche Intelligenz zu stärken. Die EU-Kommission plant den Ausbau der Supercomputing-Infrastruktur durch den Aufbau von 13 sogenannten KI-Fabriken. Diese sollen Start-ups, Industrie und Forschung bei der Entwicklung von KI-Modellen und -Anwendungen unterstützen.
Darüber hinaus will die EU den Aufbau mehrerer KI-Gigafabriken fördern, ausgestattet mit knapp 100.000 Hochleistungs-KI-Chips.
„Diese Gigafabriken werden enorme Rechenleistung und Datenzentren integrieren, um komplexe KI-Modelle in bislang unerreichter Dimension zu trainieren und weiterzuentwickeln. Sie sollen die nächste Generation wegweisender KI-Modelle hervorbringen und Europas strategische Autonomie in zentralen Industriebereichen und der Wissenschaft sichern“, erklärte die EU-Kommission damals.